der Berg ist bezwungen

Beim diesjährigen 2. Alpin Marathon in Oberstaufen am 3. Juli gingen fünf Läufer unseres Running TVB an den Start. Laut Runnersworld gehört dieser alpine Bergmarathons zu den schwierigsten Bergmarathons in Deutschland. Davon konnten wir uns schon am Vorabend des Laufes beim Abholen der Startnummern überzeugen. Es wurde ein Video aus dem Vorjahr gezeigt und schon beim Anschauen dieser Bilder wurde uns klar, auf was wir uns da eingelassen hatten. Das wird kein Berg-Laufen, wie wir es auf der Sophienhöhe mit seinen lächerlichen Anstiegen trainiert hatten, das wird über große Strecken eine Walker- und Kletterpartie mit höchsten Anforderungen werden.

Am nächsten Morgen um acht Uhr begann dann auf dem Sportplatz in Oberstaufen das Abenteuer bei strahlendem Sonnenschein und zum Glück hielt das Wetter während der ganzen Veranstaltung. Nach einer Runde durch die Stadt ging es nach zwei Kilometern richtig los. Der erste Anstieg zum Spießberg von 800 auf 1.000 Metern zwang uns, wie die meisten anderen Läufer auch, zur ersten Gehpassage, der noch viele andere folgen sollten. Von Kilometer vier bis sieben ging es hinunter ins Weissach-Tal auf 662 Meter. Ab nun war es mit Laufen erst einmal für die nächsten 5 Kilometer vorbei. Es folgte der Anstieg zum Imberghaus auf 1218 Metern. Auf diesem Aufstieg bildeten sich drei Gruppen, Marianne und Hermann Josef vorne weg, dahinter Gaby und Geli und zum Schluss Werner.

Es folgte ein drei Kilometer langer Abstieg bis auf 1.100 Meter, der mal wieder laufend zurückgelegt werden konnte. Dann begann das eigentliche Martyrium dieses Marathons, der hochalpine Aufstieg hinauf zum Hochgrat auf 1.708 Metern. Bis zur Falkenhütte auf 1.435 Metern ging es über einem steilen Bergwiesenpfad hinauf und hier oben wurde jeder Läufer bzw. Geher mit jubelndem Applaus von den Handballern des TV Oberstaufen, die hier oben einen Verpflegungsstand betreuten, empfangen.

Wer nun glaubte, das schlimmste sei hiermit überstanden, wurde schnell eines besseren belehrt. Waren bis hierher Geherqualitäten gefragt, waren ab jetzt Kletterfähigkeiten gefordert. Abgesichert von der Bergwacht, die an allen gefährlichen Stellen hilfreich zur Stelle war, ging es auf dem Grat, der stellenweise weniger als zwei Meter breit war, an Seilen entlang, zum Teil auf allen vieren kriechend, über Stock und Stein bergauf und bergab hinauf zum Hochgrat, dem Kulminationspunkt dieses Marathons bei Kilometer 22. Belohnt wurde diese Schinderei durch atemberaubende Ausblicke ins Tal und die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Diesen Punkt erreichten Marianne und Hermann Josef nach 3:30 Stunden, Geli und Gaby waren nach 3:50 oben und Werner erreichte die Bergstation nach 4:05 Stunden. Wenn man bedenkt, dass die Spitzenläufer auch ca. 2 Stunden gebraucht haben, lagen wir also als Flachlandtiroler noch ganz gut in der Zeit.

Wir waren davon überzeugt, das Bergablaufen intensiv auf der Sopienhöhe trainiert zu haben. Beim Abstieg auf den nächsten 8 Kilometern über 1.000 Meter hinunter nach Steibis wurden wir eines besseren belehrt. Alpines Bergablaufen kann man halt nur in alpinem Gelände trainieren. Für Werners labile Kniegelenke war diese extreme Belastung zu hoch und er brach den Lauf vernünftiger Weise bei Kilometer 25 ab. Die anderen vier jedoch quälten sich bravourös bis ins Ziel nach Oberstaufen, obwohl es noch zwei deftige Anstiege mit jeweils 200 Metern Höhendifferenz zu überwinden galt. Marianne erreichte das Ziel nach 5:43:24 Stunden und belegte mit dieser Zeit einen tollen 2. Platz in ihrer Altersklasse W50. Hermann Josef konnte ihr bis Kilometer 30 folgen, musste dann aber abreißen lassen und überquerte nach 6:03:18 überglücklich die Ziellinie auf dem Sportplatz in Oberstaufen. Unsere Läufer-Zwillinge Gaby und Geli haben wieder einmal das Kunststück vollbracht, den gesamten Lauf gemeinsam zu absolvieren und kamen zeitgleich in 6:14:28 wieder in Oberstaufen an.

Fazit dieses Laufes: Marianne, unsere Marathonsammlerin mit Erfahrung auch im alpinen Bereich musste eingestehen, dass dies wohl der schwerste Marathon ihrer Läuferkarriere war. Herrmann Josef war total begeistert ja fast euphorisch von diesem hochalpinen Erlebnis, für ihn war es sicher nicht der letzte Lauf in dieser Kategorie. Differenzierter die Äußerungen von Gaby und Geli: Bergmarathon sicher ja, aber noch einmal Oberstaufen, wo man ganz genau weiß, was auf einen zukommt, eher nein. Für Werner hat sich dieser Teil des Marathonlaufes erledigt, da seine Gelenke und Sehnen den Anforderungen solcher Strapazen einfach nicht gewachsen sind.