Der Fisherman\’s Friend Strongman Run sollte die härteste Herausforderung werden, so die Werbung. Sportsfreund Walter und ich beschlossen diese Herausforderung an zu nehmen, um heraus zu finden, wie hart ist eigentlich hart ?
Ein Geduldspiel war es, im Verkehrschaos schrittweise nach Weeze zu kommen, wo 5.000 Läufer-innen und ca. 30.000 Zuschauer sich versammeln. Ein Glück, das wir keinen Flieger erwischen mussten, die paar ungeduldigen Urlauber fallen da nicht mehr auf.
Auf dem Parkplatz angekommen, trotz Regenschauer in das kurze Laufdress geworfen und ab zur Startaufstellung – die Zeit drängt – Denkste ! Der Start wird um 30 Minuten verschoben.
Im kurzen Trikot warm halten, da hilft nur Bewegung doch auch die Zeit geht vorüber. Walter und ich stellen uns im ersten Drittel der Startreihe auf und warten noch einige Minuten bis der Startschuss fällt. Die ersten paar Meter ist nur gehen möglich doch dann geht es zügig voran.
Die ersten beiden Hindernisse sind in dieser Runde noch gesperrt und werden umlaufen, dann -Ach du Schreck- die Weezer Alpen, eine Reihe von Munitionsbunker mit ordentlicher Steigung und Gefälle aber frisch angegangen sind diese schnell überwunden. Um das Läuferfeld zu strecken folgten 2 – 3 Kilometer schnurgrade Laufstrecke über eine Straße. Es wird überholt, gedrängelt, Zuschauern aus dem Weg gegangen und Tempo gemacht, ich überhole und werde überholt.
Der Hochsicherheitstrakt liegt vor mir, wieder sind einige Bunker zu besteigen nur diesmal höhere und nach der Laufstrecke ist die Luft knapp geworden. Von hinten wird geschoben, wenn es nicht schnell genug geht -da kann man Kraft sparen- von der letzen Bunkerkrone sehe ich direkt auf meinen Albtraum, die Klagemauer, die man im Team überwinden soll. Eine 6 Meter hohe Betonmauer, davor und dahinter sind Strohballen treppenartig aufgetürmt Stufe für Stufe geht es hoch, das letzte Stück ist nackter Beton ca. 1,50 m hoch. Ich werfe erst mal einen Blick über die Mauer und sehe gähnende Leere. Die nächste Stufe liegt etwa zwei Meter unter der Mauerspitze. Also, auf die Mauer und mit einem beherzten Sprung hinab der Rest war einfach.
Es folgt der Römerwall. Aufgetürmte Reihen aus Strohballen ca. 1,50 m hoch sind zu überspringen was aber kein Problem ist.
Der Reifentanz ist locker. Eine 20 Meter Strecke, vollgepflastert mit Autoreifen, sind zu durchlaufen was mit etwas Balance zu schaffen ist.
Dann folgen wieder zwei steile Erdwälle, hier wurde früher die Geländetauglichkeit der Fahrzeuge getestet. Langsam spüre ich es in den Beinen die Steigungen kosten viel Kraft.
Es geht in den Treibsand. Zwei Sandhügel sind zu erklimmen. Der Sand gibt nach, drei Schritte getan, nur einen Schritt höher gekommen. Wieder wird geschoben, weil es nicht voran geht. Meine Schuhe sind voll Sand und jetzt kommen die ersten Schlammpfützen. Noch versuche ich elegant auszuweichen und nicht zu versinken was mir auch halbwegs gelingt. Weiter geht es mit einem Stück Laufstrecke die Schuhe sind schwer und ich versuche die Sand- und Schlammkruste durch aufstampfen unter zu bekommen aber in den Schuhen ist noch mehr, jetzt anhalten und Schuhe ausziehen …. kostet zu viel Zeit.
Ich höre Musik es wird richtig laut -Discolaut- das schwarze Loch. Durch einen Streifenvorhang geht es in einen dunklen extrem lauten Bunker der mit Blitzlicht zeitweise erhellt wird. Ihn zu durchqueren ist keine Herausforderung.
Jetzt ein Stück Laufstrecke zu den Rattenlöchern. Betonrohe mit ca. 80 cm Durchmesser sind zu durchkriechen, der Untergrund ist rau mein Knie blutet.
Der Pilgerpfad wartet. Wieder sind einige aufgetürmte Reihen aus Strohballen zu überspringen, nach der fünften Reihe habe ich keine Kraft mehr, mir wird übel. Einige Sekunden stehen bleiben, Kräfte sammeln und weiter geht es.
Nach einer kurzen Laufstrecke stehe ich am Rande einer riesigen Sandgrube. Läufer nach Läufer durchquert das Areal und die von hier noch nicht zu erkennenden Hindernisse. Es geht den Berg runter zum Loch Nass. Die ganze Grube ist eine Aneinanderreihung von Hindernissen. Erst ein Schlammloch, hier stecke ich fest, dann eine Wasserpfütze, dann kriechend auf Knien unter dem Zaun her, danach ca. 200 m durch knietiefes Wasser. Die Füße werden kalt, die Waden krampfen, ich habe ein stechendes Gefühl in den Beinen. Wieder auf Land haut es mich von den Füßen, der lehmige Boden ist glatt wie Spiegeleis. Zum Glück ist nichts passiert, aber die Sinne sind jetzt geschärft. Über einen steilen Hang den ich nicht zu laufen vermag geht es aus der Grube raus. Die erste Runde ist geschafft.
Es kommt ein Verpflegungsstand. Ich möchte mir den Mund mit etwas Wasser ausspülen, erwische aber Hagebuttentee, widerlich…
Die in der ersten Runde gesperrten Hindernisse müssen jetzt bewältigt werden. Die Wachmacher, zwei aufeinander folgende Bunker, die noch einigermaßen gut zu besteigen sind, gefolgt von den Weezer Alpen, die keine Vegetation mehr aufweisen. Über nackte Erde die Steigung hoch mit den Händen auf den Knien abgestützt wird der Aufstieg zur Tortur.
Das erste Drittel der folgenden langen Laufstrecke zum Hochsicherheitstrakt brauche ich zur Erholung dann noch mal etwas Tempo und die hohen Bunker sind erreicht. Das letzte Stück gehe ich um Kraft für den Aufstieg zu sammeln.
Die Klagemauer und den Römerwall konnte ich problemlos bewältigen, auch wenn die Kanten der Strohballen keine Kanten mehr waren. Beim Reifentanz klemme ich mir den Fuß ein und falle auf den Bauch -ist gut gepolstert-.
Die zwei Erdwälle kann ich nur noch langsam überwinden, die Oberschenkelmuskeln schmerzen und der Lauf zum Treibsand fällt schwer. Ich rutsche über eine Baumwurzel und knicke mit den Fuß um, egal weiter. Meine geplante Zeit von zwei Stunden habe ich schon aufgegeben.
Die Sandberge sind jetzt etwas leichter zu nehmen da der Sand festgetreten ist und nicht so rutscht. Die Laufstrecke zum schwarzen Loch fällt mir sehr schwer mein Fußgelenk schmerzt und die Beine sind schwer. Die Rattenlöcher und den Pilgerpfad nehme ich langsam um etwas Kräfte zu sammeln für Loch Nass. Walter winkt mir aus der Zuschauerreihe zu -was tut der da ? – meine Moral sinkt. Nur der Gedanke, dass am Ende dieser Grube das Ziel ist, treibt mich voran. Ich gehe mitten durch die Matschpfütze, weil der Matsch hier dünnflüssiger ist und ich nicht wieder Steckenbleiben möchte, außerdem kann man den Matsch im Wasser wieder abspülen.
Was vorher schmerzhaft war wirkt jetzt belebend der 200 m Wasserlauf tut gut und ich erinnere mich am Ende war die Rutschgefahr. Nur noch den Hang hoch gehen, hier werde ich von einigen Läufer überholt, eine kleine Laufstrecke und ich bin im Ziel.
02:07:28 h
Es war der härteste Lauf meines Lebens und für nächstes Jahr habe ich mich schon in die Voranmeldeliste eingetragen. Mal sehen vielleicht wird der noch härter?
Euer Sportfreund
Dietmar