Wir müssten eigentlich mal so langsam anfangen, für den Köln-Marathon zu trainieren.
Ab und an ein paar lange Läufe, regelmäßig trainieren…..wir haben noch Zeit…doch auf
einmal war es vorbei mit der vielen Zeit, der 11. September stand vor der Tür und es stellte sich die Frage, haben wir genug getan….schaffen wir das auch…..???
Nun ja, ich habe schon einige Marathons hinter mir und denke, es war genug. Nur Michi war sich unsicher, aber man kann es verstehen…. Es kommt wohl immer so ein komisches Gefühl auf beim „Ersten Mal“.
Die Bedingungen für den Marathon ist dann aber doch nicht so ganz optimal gewesen, wenn man bedenkt, dass wir am Samstag von 16.00 Uhr an bis spät in der Nacht auf dem „Toten Hosen-Konzert“ in Düsseldorf waren und uns stundenlang die Beine in den Bauch gestanden haben und dann um die 1.00 Uhr in der Frühe erst im Bett lagen….und dann dieser sch… Wecker der dann um 7.00 klingelte…ein Alptraum. Schnell duschen, anziehen, frühstücken, hier und da noch etwas machen, wo sind meine Vitamine, wo ist die Salbe, hast du meinen Schlüssel gesehen?….irgendwie ist heute alles anders als sonst. Irgendwie schafft man es doch, halb neun ins Auto, ab nach Horrem zum Bahnhof, Parkplatz suchen und dann in Windeseile zum Bahnsteig. Wir haben noch Zeit. Die ersten Begrüßungen werden getätigt…
Hinz und Kunz fährt nach Köln…nein, wir haben viele nette Leute aus Bedburg getroffen und natürlich auch von unserer Running-Abteilung. Es wird erzählt, geflachst, Späße gemacht und über manch einen noch mal kräftig hergezogen. Dann natürlich auch die obligatorische Frage, was hast du dir vorgenommen, welche Zeit willst du laufen? Da ich in einem Lebensabschnitt angekommen bin, in dem es mir egal ist, in welcher Zeit ich laufe und Michi die Devise ausgab „egal welche Zeit…ankommen ist das Ziel“, hatte ich nur ein müdes Lächeln für die Sekundenjäger……(damals war ich aber genau so…ist nicht negativ gemeint)
Die Zugfahrt nach Köln war schon so beengt, über einen Warm-Up brauchte man gar nicht mehr zu denken. In Deutz angekommen, ging es im leicht lockeren Schritt die Treppen hinunter … und da schoss es mir zum ersten Mal in den Kopf… diese verdammten Stufen müssen wir nachher wieder hoch und das wird verdammt schwer, ich kenne das, halte aber meinen Mund. Auf dem Weg zur Messehalle, wo wir die Kleidersäcke abgeben wollen, haben wir Bedburger uns alle noch einmal gegenseitig viel Glück gewünscht und uns fürs erste aus den Augen verloren…bei den Massen und den Andrang vor und in der Halle….aber es gehört einfach dazu. Noch einmal kurz die wichtigsten Stellen eingecremt, etwas getrunken, den Plastiksack übergezogen und dann raus Richtung Startaufstellung. Der Himmel ist grau und ab und an fallen ein paar Regentropfen…hoffentlich bleibt es so. Vorbei an den schnellen Läufern, die schon in ihren Startboxen standen, reihten wir uns schließlich in unsere Box ein.
Etwas hin und her getrabt, ein paar leichte Dehnungen und natürlich die Karnevalslieder, die aus den riesigen Lautsprecher dröhnten, mit gegrölt. Eine riesige Stimmung, Gänsehaut macht sich breit, nicht nur von der Kälte. Und dann der Startschuss. Nichts tut sich. Minutenlang stehen wir auf derselben Stelle und kommen keinen Schritt vorwärts. Sonach und nach ging es dann im Gänseschritt zum Start. Doch auf einmal, so hundert Meter vor dem Start waren wir im leichten Trab und über die Startlinie. Angefeuert von den Menschenmassen rechts und links des Laufkanals liefen wir zum großen Abenteuer Marathon an. Kilometer für Kilometer mit tausenden von Läufern – was für ein Erlebnis. Nur das Wetter spielte nicht mit. Schon nach einigen Kilometer waren wir triefend nass und ich ahnte schlimmes. Nicht das es zu kalt war oder die Sachen nass waren, nein, es ist meine Bandscheibe, die sich bei diesem Wetter irgendwann bemerkbar macht. Und Michi? Nun, sie lief und lief, wie ein Uhrwerk, war froher Dinge, hatte einfach Spaß, ließ sich von den Menschenmassen am Straßenrand begeistern und von den Sambaklängen inspirieren noch schneller zu laufen. Wir schauten uns immer wieder an, fragten uns gegenseitig wie es geht …. nun es ging nicht, es lief. Bei Karnevalsklängen aus den Häuserfronten,… alte Omas, die mit Kochlöffeln im Rhythmus auf Töpfe schlugen, … Leute die deinen Namen auf der Startnummer gelesen haben und dich damit angefeuert haben und dann wieder die vielen vielen Zuschauer, die Spalier standen, klatschten und aufmunternde Worte riefen. Einfach Fantastisch.
Leider war das später mit dem Laufen nicht mehr so spaßig, wie bei den Zuschauern. Meine Bandscheibe schrie immer heftiger und die Laufschritte wurden immer schwerer. Und Michi?
Sie lief und lief und lief … wie ein Uhrwerk. Kilometerlang lag sie mir in den Ohren, dass sie mal dringend zur Toilette müsste, doch immer wieder lief sie weiter, keine Chance für mich mal eine kleine Gehpause einzulegen. Dabei hatte ich vor dem Start noch so bei mir gedacht, ob Michi die Strecke schafft. Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Kurz gesagt, irgendwann verschwand sie mal kurz und ich konnte mein Kreuz etwas massieren (geholfen hat es nicht). Und schon ging es weiter, aber immer etwas langsamer. Einmal aus dem Laufrhythmus gekommen fällt es verdammt schwer, wieder ein normales Tempo zu erreichen.
Auf jeden Fall wurden die letzten Kilometer zur Tortur; wie oft sieht man den Dom, wie oft denkt man, gleich hat man es geschafft und dann kommt schon wieder so eine verdammte Kurve, noch ein Schlenker und noch eine Schleife. Und dann sieht man auf einmal liebe nette Menschen am Straßenrand stehen, Leute aus Bedburg, Leute vom Laufclub (Werner, Resi Doris – später auch Jürgen mit Familie, Dorothee und Berthold). Berthold der so was von herzlich war, er drückte uns kurz vor dem Ziel noch eine kleine Flasche Sekt in die Hand – einfach Wahnsinn. Aber irgendwie, trotz Schmerzen, getragen von den Massen von Menschen auf den letzten Kilometern haben wir hoch zufrieden das Ziel erreicht. Überglücklich strahlte Michi wie ein Honigkuchen. Glücklich, das erste mal in ihrem Leben eine solche Strecke bewältigt zu haben.
Zeitlich, so bin ich mir sicher, hätte Michi die 4 ½ Stunden ohne mich schaffen können, das Potenzial hat sie allerdings auch für einen 4 Stundenlauf …. Und ich? Ich muss erstmal abnehmen (ca. 10 kg), laufe nur noch bei schönem Wetter, und dann … dann kann ich vielleicht auch Michi wieder bei halten.
Fazit: Es gibt keinen schöneren Marathon als den in Köln.
P.s: Ganz am Anfang habe ich von den Stufen im Bahnhof geschrieben …. Es war eine Qual, diese sch… Treppe hinauf zum Bahnsteig………….